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Raumpolitik Tour de Lorraine - Safer Spaces

Linke Räume sind nicht automatisch diskriminierungsfreie Räume. Wir bewegen uns nicht frei von gesellschaftlichen Machtverhältnissen. Grenzüberschreitungen und Diskriminierungen gibt es überall. Safer Space Policies sind ein Versuch, einen diskriminierungsärmeren Raum zu schaffen und es so möglichst allen zu ermöglichen, sich in diesem Raum wohler zu fühlen. Das heisst: Rassismus, Sexismus, Homophobie, Trans*phobie, Ableismus, Klassismus, Gewalt und übergriffiges Verhalten jeglicher Art haben an der Tour de Lorraine keinen Platz.

 

Awareness Team?

An der Klimahalle gibt es ein  Awareness Team, das Betroffene von Gewallt unterstützt zusätzlich giebt es ein Wellness Team welches für die sicherheit an der Klimahalle zuständig ist. 

 

Was ist eine «safer space policy»?
  • Feministische Raumpolitiken versuchen Diskriminierung aktiv zu verändern und einen geschützteren Raum zu bieten. Wieso «safer space» und nicht «safe space»? Da wir alle Teil der Gesellschaft sind, können wir nicht «ausserhalb» sein. Es gibt also keinen «sicheren» Ort für alle. Jedoch können wir versuchen, Räume zu schaffen, die «sicherer» sind.
  • Bitte sei dir bewusst, dass du für dein Handeln verantwortlich bist. Mit deinem Verhalten trägst du zur Stimmung an diesem Tag/Abend bei. Du, wie auch alle anderen, sind mitverantwortlich für den Raum und die Atmosphäre. Du bist nicht einfach passive*r Konsument*in, sondern Teil des Raums.
Einige wichtige Grundsätze:
  • Consent / Zustimmung: Respektiere deine Grenzen und die Grenzen anderer. Nein heisst immer Nein!
  • Definitionsmacht: Wo ein Übergriff beginnt, bestimmt in jedem Fall die betroffene Person.
  • Parteilichkeit: Die Wahrnehmung der betroffenen Person nicht in Frage stellen und sich mit ihr solidarisieren.
  • Wenn du dich bedroht, belästigt oder unwohl fühlst, oder wenn du siehst, dass eine andere Person Hilfe braucht: Frage Freund*innen um Hilfe oder wende dich ans Barpersonal. Frage die betroffene Person, ob sie Unterstützung braucht, überlasse es nicht anderen Personen, aktiv zu werden.
Die Klimahalle soll ein Ort sein, an dem:
  • wir diskriminierendes Verhalten thematisieren können,
  • wir uns trauen nachzufragen, wenn wir etwas nicht verstanden haben,
  • wir Fachwörter und Codes erklären, damit alle in Gespräche einbezogen werden,
  • wir darauf achten, dass alle zu Wort kommen und sich einbringen können,
  • wir aufeinander acht geben.

Wie setzen wir das um?

Barrierefreiheit

An der Klima Halle setzen wir uns dafür ein, möglichst alle Aktivitäten Barierefrei zu gestalt. Insbesondere sind damit Barrieren gemeint, mit denen Menschen mit Behinderungen konfrontiert werden. Klassische Barrieren sind z.B. das Fehlen von Rollstuhlrampen an Gebäuden und Fahrzeugen. An der Klimahalle sind alle Kunstinstelationen für Menschen mit Rollstuhl zugänglich, auch die Toiletten sind frei zugänglich, für den Besuch mancher Workshops konnten wir leider keine alternative finden, die Infos, ob die Workshops Barrierefrei sind oder nicht findet ihr unter Workshops.

Für Menschen welche sich nicht getrauen aleine über den Vorplatz zu laufen bietet dass Awareness Team eine Begleitung an, dafür könnt ihr uns unter der Mailadresse : klimahalle@tourdelorraine.ch eine Nachricht schicken.

 

Pronomen / Anrede

Respektiert die Pronomen, mit denen Personen angesprochen werden möchten. Es gibt die Möglichkeit, auf einem Namensschild neben dem Namen auch das Pronomen, mit dem ihr angesprochen werden möchtet, anzugeben. In einer Vorstellungsrunde können alle neben ihrem Namen das Pronomen nennen bzw. die Art und Weise, wie sie angesprochen werden möchten. Alle entscheiden selber, ob sie ihre Pronomen nennen möchten oder nicht. Wenn du unsicher bist, wie eine Person angesprochen werden möchte, frage sie.

 

Beispiele:

 

Feminines Pronomen: Anna «Sie/ihr/sie»

 

Maskulines Pronomen: Selma «Er/sein/ihn»

Name: Luca

Luca möchte mit Luca angesprochen werden.

Geschlechtsneutrales Pronomen: Jona

«xier/xies/xiem“ oder „Si*er/ sier/ siem“ oder „they/their/them“

 

Privilegien

Ein Privileg zu haben heisst, gewisse Vorteile unverdient zu geniessen und sich mit gewissen Themen nicht beschäftigen zu müssen. Privilegierte Positionen sind z.B.: als weiss gelten, Mann sein, heterosexuell sein, cis sein, einen Mittelschicht-Hintergrund haben, able-bodied sein, Hochschulbildung haben, gesund sein, etc. Zum Beispiel ist es ein Privileg, als weisse Person keinen Rassismus zu erfahren.

Sei dir deiner Privilegien bewusst und überlege dir, wie/ob/wann sie für andere diskriminierend wirken könnten.

Hierarchien

Auch und gerade in Gruppen und Zusammenhängen, die gegen Hierarchien arbeiten wollen, ist es wichtig, über Hierarchien zu reflektieren. In jeder Gruppe gibt es Personen, die z.B. viel wissen, selbstbewusst sind, lange dabei sind, neu dabei sind, unsicher sind etc., was unterschiedliche Ermächtigungspositionen schafft. Gesellschaftliche Normen und Privilegien wirken auch in emanzipatorischen Zusammenhängen.

 
Begriffsdefinitionen

 

ableismus: (able=fähig), Diskriminierung aufgrund von Behinderungen, Krankheiten

 

Care: englischer Begriff, Übersetzung auf Deutsch nur annäherungsweise: sorgen, sich kümmern, achtsam sein.

 

Cis-Frauen / Cis-Männer: (cis = lat. diesseits) Frauen bzw. Männer, bei denen das bei der Geburt zugeschriebene Geschlecht mit dem gelebten Geschlecht übereinstimmt. Der Begriff Cis-Frau/Cis-Mann wird auch verwendet um aufzuzeigen, dass es noch andere Kategorien jenseits von Frau/Mann gibt. Ausserdem wird so versucht zu verhindern, dass z.B. Frau als Norm und Trans*Frau als Abweichung gesehen wird.

 

Feminismus an der Tour de Lorraine: Die feministische Perspektive ist hilfreich, da darunter Ansätze fallen, die Machtverhältnisse und Geschlechterordnungen kritisch hinterfragen und zu überwinden versuchen. Mit einer intersektionalen feministischen Perspektive können wir also einen machtkritischen Blick auf Care-Arbeit werfen, der zusammenwirkende Diskriminierungsformen anerkennt.

 

Heteronormativität: Gesellschaftlich vorherrschende normative Vorstellung, dass nur zwei Geschlechter (Mann und Frau) existieren und dass diese sich gegenseitig begehren (Heterosexualität).

 

homo«phobie» und trans*inter_«phobie»: sind keine «Phobien»(Ängste), sondern Diskriminierungsformen.

 

Intersektionalität: Der Begriff der Intersektionalität geht auf Kimberlé W. Crenshaw zurück. Intersektionalität meint die Überschneidung und Verschränkung verschiedener Ungleichheitskategorien (die am häufigsten genannten sind race, class, gender, es gibt noch viele weitere). Dabei addieren sich die Diskriminierungsformen nicht einfach, sondern sind miteinander verwoben, überschneiden sich und wirken zusammen und führen so zu eigenständigen Diskriminierungserfahrungen.

 

Klassismus: Diskriminierung aufgrund der gesellschaftlichen Schicht (Bildung, Besitz, gesellschaftliche Position der Herkunftsfamilie)

 

queer: Ist aus dem Englischen, wörtlich übersetzt: «schräg», wurde als Beleidigung für Homosexuelle, Obdachlose, gender-nichtkonforme Menschen verwendet. Die Bewegung hat sich dieses Wort angeeignet und umgedeutet, so dass queer heute eine positive Selbstbezeichnung ist.

 

Rassismus: Diskriminierung aufgrund zugeschriebener Merkmale, beispielsweise einer gelesenen «Herkunft».

 

Sexismus: Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres gelesenen Geschlechts.

 

Transgender, transident, trans*: (trans = lat. jenseits, hindurch) Begriffe, die als Selbstbezeichnung von Trans*personen dienen und auf verschiedene Weise die Vorstellung hinterfragen, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Personen, bei denen das bei der Geburt zugeschriebene Geschlecht nicht mit dem gelebten Geschlecht übereinstimmt – dabei ist die Selbstdefinition der Personen das Zentrale, nicht eine Bewertung von aussen. Der Begriff «transsexuell» wird von den meisten Trans*Personen abgelehnt, da er einerseits pathologisch ist (also die Menschen als «krank» bezeichnet). Andererseits hat trans*-sein nichts mit Sexualität zu tun, wird aber oft verwechselt/gleichgesetzt.

 

Anmerkung und Quellen:

Diese Ausführungen fassen erste Überlegungen zusammen und sollen als Denkanstoss dienen. Sie sind nicht abschliessend und umfassend. Wir sind uns bewusst, dass wir vieles nicht beachtet haben, nicht wissen, oder auf dem begrenzten Platz nicht ansprechen konnten.

 

Ak moB: www.ak-mob.org/2011/11/04/barrierefreiheit-worum-geht-es-und-weshalb/

awarenetz.ch

awareness-basel Safer/Braver Spaces: awarenetz.ch/wp-content/uploads/2018/02/Safer-Braver-Spaces-Awareness-Basel.pdf

Herrkrit.com: herrkrit.files.wordpress.com/2018/07/herr-krit-awareness-zine.pdf

Lieber Glizer Broschüre: lieberglitzerblog.files.wordpress.com/2018/04/broschc3bcre_was-sexismus-ir-szenc3a4.pdf